7. Rungholttage

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Die 7. Rungholttage auf Nordstrand wurden spektakulär durch Harro Muuss begonnen. Der Oberfinanzpräsident A.D., gab einen Einblick in die „Rungholtforschung in den 20er Jahren, Andreas Busch & Dr. Pastor Muuss“. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich Nachfahren der beiden berühmten Rungholtforscher der ersten Stunde. Beide Forscher überlebten als Soldat den ersten Weltkrieg. Obwohl sie engen Kontakt hatten, gingen beide sehr förmlich miteinander um.

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Rudolf Muuss schrieb mit „Runholt Ruinen unter der Friesenhallig“ das Standartwerk der 20er Jahre über das Thema. Aus dem Buch wurde noch Jahrzehnte später abgeschrieben. Er vermutete gemeinsam mit Busch, dass in Enge (Karrhade) bei Leck der Altar von Rungholt heute noch existieren soll. Der Altar soll der Sage nach, die Soholmer Au hinaufgetrieben sein. Der anwesende Albert Panten hatte diese Frage untersucht und konnte aufklären. Der Altar in Enge ist zwar alt, aber eigens für die Kirche angefertigt worden.

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Im 2. Vortrag machte sich Prof. Dr. Jürgen Newig auf der Suche nach historischen Tsunamis in der Nordsee. So konnte er 1858 einen Tsunami anhand von alten Aufzeichnungen nachweisen. Ein solches Ereignis bringt 1 bis 3 Wellen mit sich, ohne das es vorher oder hinterher Sturmflut ähnliche Phänomene gibt. Die Wellen waren bis zu 6 m hoch. Er benutzt den Begriff „Seebär“, für sogenannte Meteotsunamis, die durch Luftdruckschwankungen zustande kommen. Spannend wurde es, als er die zweite Mandränke 1634 in einen Zusammenhang mit einem Tsunami brachte. Das erscheint möglich, weil sich das Flutereignis innerhalb kürzester Zeit abspielte.

Nachtwanderung

Nachtwanderung

Am Abend folgte die Wanderung am Deich mit der Schutzstation Wattenmeer. Es gab Fakeln und Geschichten über Rungholt. Die große Gruppe ging an ruhenden Schafen am Deich entlang. Der Sommerabend war traumhaft und bot einen herrlichen Blick über die nächtliche Inselwelt.

An diesem Tag war auch der Verkaufsstart des neuen Buches von Hellmut Bahnsen, Robert Brauer und Cornelia Mertens „Im Meer versunken: Rungholt, die Insel Strand und das geheimnisvolle Abalus“. Es behandelt den aktuellen Forschungsstand der Kulturspuren um Pellworm und Nordstrand aus der Sicht der drei Heimatforscher. Das Buch wurde gleich gut aufgenommen und fand viele Käufer.

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Den zweiten Tag eröffnete Dr. Otto Knottnerus mit einem Beitrag über Sturmflutmythen. Er wies auf die Fehler hin, die bei einer langen Zeitspanne in den Überlieferung entstehen. Die Kartographie richtete sich nach den Wünschen desjenigen, der die Arbeit bezahlte. Karten waren ein Politikum. Daten über historische Ereignisse orientieren sich häufig an mythologischen Erwägungen. Die Holländer kennen die 1. Mandränke nicht. Damit bestätigte er eine Aussage der Holländischen Gastredner auf den bisherigen Rungholttagen.

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Ein besonderer Moment war die Verleihung des „Siegels von Rungholt“. Dr. Johannes Oelerich, Direktor vom LKN hielt die Laudatio für Dr. Dirk Meier, der seit Jahrzehnten zum Thema geforscht und veröffentlicht hat. Er hat durch seine Forschungsarbeiten wesentliche Grundlagen für die jetzigen Küstenschutzmaßnahmen geschaffen.

Für das Nissenhaus nahm Dr. Haupenthal den diesjährigen Rungholtpreis entgegen. Im Nissenhaus sind die wesentlichen Rungholtfunde ausgestellt. Die Laudatio hielt der Amtsvorsteher des Amtes Nordsee-Treene Ralf Heßmann. Der Leiter des Nissenhauses kündigte an, in zwei Jahren eine große Rungholtausstellung zu machen.

In seinem Beitrag schlug Dr. Dirk Meier einen Bogen von der Sintflut bis zur Groten Mandrenke. Er verwies in das Reich der Mythen, daß Abalus vor Pellworm gelegen habe und daß Helgoland Atlantis gewesen sein könnte.

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Am dritten Tag wurde in guter Tradition eine Exkursion zu den Fundstetten gemacht. Diesmal ging es vor die Haustür auf Nordstrand, nach Hersbüll. Robert Brauer konnte einige beeindruckende Funde präsentieren. Ein Stackdeich und die Überreste einer Warft wurden kenntnisreich erläutert. Das Wetter hatte ein Einsehen und es blieb alles trocken.

Anschließend gab es ein gemütliches Beisammensein, bei dem die Exkursion ausgewertet wurde. Veranstalter Ralph Betzgen vom HGV Nordstrand zeigte sich zufrieden: „Die Veranstaltungen waren gut besucht. Alle Experten zum Thema waren auf Nordstrand und haben sich ausgetauscht. Besonders gefreut habe ich mich über den Zuspruch von Politik und Verwaltung für unsere Veranstaltung.“