Rungholt

Heut bin ich über Rungholt gefahren,
Die Stadt ging unter vor fünfhunder Jahren,
Noch schlagen die Wellen da wild und empört,
Wie damals, als sie die Marschen zerstörten.
Die Maschine des Dampfers schütterte, stöhnte
Aus dem Wassern rief es und höhnte:
Trutz, Blanke Hans

Detlev von Liliencron, 1882

Die Gräben von Rungholt

Die Gräben von Rungholt

Rungholt war ein Handelsplatz für Waren aus Skandinavien, dem Orient und dem Mittelmeerraum. Hier befand sich eine Drehscheibe im Handel dieser Gegend und da es damals noch keine Straßen gab, wurden die Waren auf kleineren Booten auf die umliegenden Inseln verteilt. So war auch das heutige Husum zu erreichen. Vom Meer her wurde die Verbindung mit Koggen gehalten, die die Vorgänger der späteren Hansekoggen waren. Der Ort ist aber hauptsächlich durch die Gewinnung von Salz aus Salztorf reich geworden. Dazu wurde Torf abgebaut und anschließend verbrannt. Aus der Asche hat man dann das Salz gewonnen.

Wo soll sich der Ort befunden haben?

Kirchwarft nach Dürr

Kirchwarft nach Dürr

Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass die Gegend der heutigen Hallig Südfall in Frage kommt. Das wird durch Funde im Watt untermauert. Man geht heute davon aus, dass sich die Ortschaft nördlich der Hallig befunden hat. Durch das Bergen von Schleusenteilen aus der Zeit muss der Hafen hingegen südlich der Hallig gewesen sein. Nach der letzten Eiszeit war der Wasserstand der Nordsee sehr viel niedriger als heute. So hatten der Rhein, die Themse, die Weser und die Elbe ihre Mündung in die Nordsee in der Nähe der Doggerbank, die damals von Menschen bewohnt war. Im 12. Jahrhundert befanden sich auf der heutigen Wattfläche Inseln und die heutigen Priele bildeten die Wasserarme dazwischen. Rungholt soll sich im westlichen Bereich des Wasserarms, der heute den Namen Norderhever trägt, befunden haben. Mit Torf verfüllte Drainagegräben im Rungholtwatt. Wenn man von Nordstrand kommt, sind die Gräben das erste, was man erkennen kann. Man hat die Gräben mit Torf gefüllt, damit sie nicht versanden können. Das Wasser wurde vom Torf gut weitergeleitet. Einige Gräben sind im Watt noch gut zu erkennen.

Wie konnte es zum Untergang kommen?

Pfähle einer Hauswand

Pfähle einer Hauswand

Durch den weiteren Anstieg des Meeresspiegels waren die Menschen gezwungen Deiche zu bauen, die natürlich noch lange nicht so hoch waren, wie es heute üblich ist. Dazu kommt, dass die Leute durch den Abbau des Salztorfs im Vorland ihr eigenes Land vernichtet haben und dadurch das Meer näher an den Ort gelassen haben. Untergegangen ist Rungholt in der ersten „groten Mandränke“ von 1362. Wie um alles beim Thema Rungholt, gibt es auch um die Kirchwarft einen Gelehrtenstreit. Es gibt gute Indizien, dass es sie gab. Nicht zuletzt der Schädelfund in unmittelbarer Nähe. Heute erinnert nur noch ein Holzrest an diese Stelle. Die Pfähle einer Hauswand, hier zu sehen mit dem ehemaligen Halligwart auf Südfall – Robert Brauer. Wer Gelegenheit hat mit ihm ins Watt zu gehen oder seine Vorträge zu hören, sollte das unbedingt nutzen! Einer der spektakulärsten Funde im Rungholtwatt ist der fast komplette Mühlstein, den Robert Brauer, der Autor von „Südfall – Geschichte einer Hallig“, gemacht hatte. Das Gebiet westlich von Südfall, wo Andreas Busch forschte, ist heute völlig versandet. Heute kann man nur noch Spuren nördlich von Südfall finden.

Im Nissenhaus in Husum sind die Rungholt Funde in einer liebevoll gemachten Ausstellung zu sehen. Der Heimatforscher Andreas Busch hat Rungholt entdeckt und bekannt gemacht. Er hat auch die

Rungholtschleuse Nissenhaus

Rungholtschleuse Nissenhaus

beiden Schleusen entdeckt. Ein Balken aus einer der beiden Schleusen hängt dort heute an der Decke. Kinderschädel – vermutlich Ertrunkene in einer der zwei „groten Mandränken“, kann man in Hellmut Bahnsens Rungholtmuseum auf Pellworm sehen. Immer einen Besuch wert, aber vorher bei der Tourist-Information nach den Öffnungszeiten erkundigen!

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