Rungholttage International

Die 6. Nordstrander Rungholttage sind zu Ende, und die Veranstalter ziehen ein positives
Fazit. Wetter und Besucherzuspruch waren optimal: „Wir haben drei Tage lang ein
unterhaltsames Programm rund um das Thema Rungholt zusammen gestellt,“ erklärt HGV
Vorsitzender Ralph Betzgen, „Rungholt ist ein hochkarätigen Markenzeichen, das Menschen weit über Region hinaus bewegt.“

Die Fachvorträge sind der Kern der Rungholttage. So sprach Dr. Walter Petersen-Andresen über die ökologische Situation des Beltringharder-Kooges. Schleswig-Holsteins größtes Naturschutzgebiet beherbergt viele vom Aussterben bedrohte Vogelarten
und trägt wesentlich zur Artenvielfalt im Land bei.

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Prof. Dr. Jürgen Newig verblüffte die Zuschauer, in dem er die drei bisher unbekannten Inseln im Waldemarschen Erdbuch als „Strand, Heverschop und Eiderstedt“ identifizierte. Bei den
Abschriften hatten die ortsunkundigen Schreiber Buchstaben vertauscht.

Nordfrieslands bekanntester Archäologe Dr. Hans Joachim Kühn hatte beeindruckend Bilder vom Schiffsfriedhof Süderoogsand dabei. Die seit etwa 10 Jahren am Westrand des Sandes freikommenden Wracks sind ein eindeutiger und offensichtlicher Beleg dafür, dass die Außensände im Westen ständig an Substanz verlieren und Richtung Osten wandern, wodurch sich die Wattsockel, auf denen die Halligen und Marscheninseln liegen, verkleinern und sich zugleich der Flutraum zu Ungunsten der besiedelten Landreste vergrößert.

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Der Leiter der niederländischen archäologischen Denkmalpflege Prof. Dr. Jos Bazelmanns
war eigens nach Nordstrand gereist, um über die Bedeutung der holländischen Windmühlen
zu sprechen. Sie sind der entscheidende Faktor zur Landentwässerung.

Zum zweiten Mal wurden Menschen für ihre Verdienste um die Wattenmeerforschung mit dem „Siegel der Edomsharde“ geehrt. Der Pellwormer Helmut Bahnsen und der Hooger Dr. Hans Joachim Kühn bekamen den Preis für ihr herausragendes Lebenswerk.
Beide haben eng zusammengearbeitet, der eine als Heimatforscher und der andere als
langjähriger Westküstendezernent des Archäologischen Landesamtes.

Die Auftritte von „De Fedeelen Nordstrander“ und Hans- Peter Bögel an den beiden Abenden schufen den kulturellen Rahmen.

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Traditionell bildet auch dieses Jahr der erlebnisreiche Besuch im Nationalpark Wattenmeer einen Höhepunkt der Veranstaltung. Mit der Lorenbahn ging es für etwa 50 Teilnehmer zur Hallig Nordstrandischmoor und von dort aus ins Watt zu Kulturspuren der untergegangenen Insel Strand.
Prof. Dr. Guus J. Borger aus Amsterdam konnte den Teilnehmern detaillierte Information
zum Aufbau und Funktion der Sodenzisternen geben, die dort besonders gut zu sehen sind.

Mitorganisator Dr. Dirk Meier, der gerade das Buchprojekt „Der Küstenatlas“ initiierte und damit mit seinen Kollegen Guus Borger und Hans-Joachim Kühn sowie Cornelia Mertens und Robert Brauer ein fundamentales Werk zur Landesarchäologie und Landschaftsgeschichte im Boyens-Buchverlag veröffentlicht hat, unterstrich die Bedeutung der internationalen Wattenmeerkooperation: „Die Niederlande leben mit der Nordsee und sind Experten für alle Fragen rund um das Thema Meer. Wir profitieren von ihren Erfahrungen zur Natur- und Kulturlandschaft der Nordseeküste ebenso wie für den Küstenschutz.“