Rauhnächte

Rauhnächte werden die zwölf Nächte genannt, die der Wintersonnenwende am 21. Dezember folgen. Nach uraltem Volksglauben steht in dieser Zeit das Geisterreich offen und die Seelen der Verstorbenen, sowie die Geister gelangen in unsere Welt. Es ist die Zeit, in der die Wilde Jagd durch die Nacht zieht.

Odin selbst führt die Wilde Jagd an. Er reitet auf einem weißen Pferd und wird von weißen Hunden begleitet. Ihm fliegt der Nachtrabe voraus. Deshalb wird sie hier im Norden auch Odensjakt („Odins Jagd“) oder Åsgårdsrei („Fahrt nach Asgard“) genannt.

Die Geister ziehen als Schemen am Nachthimmel entlang, begleitet von unheimlichen Geräuschen. Am Zug nehmen Männer, Frauen und Kinder teil, die vorzeitig einen gewaltsamen oder unglücklichen Tod gefunden haben. Auch Tiere, vornehmlich Pferde und Hunde, ziehen mit.
Grundsätzlich ist die Wilde Jagd dem Menschen nicht feindlich gesinnt. Wenn wir Sterbliche den Zug betrachten, können wir mitgezogen werden und müssen dann jahrelang mitziehen, bis wir befreit werden, allerdings altern wir dann nicht. Wer das Geisterheer provoziert oder spottet, erleidet schweren Schaden.

Im Lüneburger Land, so kann man lesen, darf Weißwäsche in den 12 Tagen der Rauheit weder gewaschen noch zum Trocknen aufgehängt werden. Sonst konnte es zur Folge haben, dass die Laken für den nächsten Totentanz verwendet wurden. Die Kaminfeuer waren zu verlöschen, weil die Hel(l)jäger gerne kurz in die Häuser kamen. War ein Kamin „unter Feuer“, bliesen die „wilden Gesellen“ hinein, damit Asche, Glut und Ruß in die Küchen gewirbelt wurden. Nicht selten brannten die Strohhäuser dadurch ab. Andererseits, so ist überliefert, fiel bei Wohlverhalten auch schon einmal ein Säcklein mit Goldtalern in den kalten Kamin.

Die Hel(l)jäger waren im ganzen Norden bekannt, gefürchtet und beliebt. Noch heute kommt in der Nacht auf den 25.12. einer der wilden Gesellen zu Besuch und wirft milde Gabe in den Schornstein. Aus England ist versichert, dass die Kamine dann immer kalt und sauber wären.