DGzRS Nordstrand

Vom Hafen Strucklahnungshörn verkehren die Fähre nach Pellworm und die Ausflugsschiffe zu den Halligen. Auch zwei Fischkutter haben dort ihren Liegeplatz. Freizeitschifffahrt gibt es nicht, die Boote liegen im Süderhafen. Zum Revier der Station Nordstrand gehören die anspruchsvollen Wattgebiete der nordfriesischen Insel- und Halligwelt. In dem stark von den Gezeiten geprägten Seegebiet können nur besonders leichte, wendige und flachgehenden Rettungsboote zum Einsatz kommen.

Der Hafen Strucklahnungshörn wurde im April 1960 fertiggestellt. Die Rettungsstation der DGzRS auf Nordstrand wurde 1964 eingerichtet und gehört deshalb zu den jüngeren Stationen. Sie erhielt zunächst für fünf Jahre bis 1969 das Motorrettungsboot Horumersiel.

Vom 15. Juli 1969 bis zum Januar 1979 kam das Motorrettungsboot Hindenburg IV nach Nordstrand. Die Hindenburg besaß als Antriebsquellen zwei Motoren mit je 150 PS. Damit erreichte die Hindenburg eine Geschwindigkeit von ca. 10 Knoten.

Die Hindenburg hatte eine bewegte Vergangenheit hinter sich, ehe sie nach Nordstrand kam, ihrer vierten Station. In der letzten Phase des zweiten Weltkriegs wurde die Hindenburg, wie alle größeren Einheiten der DGzRS, für Such- und Bergungsdienste eingesetzt. Ab dem 22. Dezember 1944 übernahm Peter Hartmann als Vormann und Kapitän das seinerzeit größte und modernste Seenotrettungsboot der DGzRS.

Die Hindenburg wurde auf Nordstrand zeitweise als Eisbrecher für die Fähre eingesetzt. Zusammen mit der Bundeswehr, die durch Sprengungen half, die Fährverbindung nach Pellworm aufrecht zu erhalten. Einmal musste ein Schwimmbagger einfangen werden. Der hatte sich losgerissen, als er auf einer Sandbank zur Sandspülung eingesetzt war. Insgesamt wurden 800 Menschen mit der Hindenburg gerettet.

Die Hindenburg am 3. Januar 1976 während des Orkans Capella in Strucklahnungshörn.

Durch ihren Auftritt in dem Film „Der Pfarrer von St. Pauli“ mit Curd Jürgens, der im Film auf die Nordseeinsel „Norderkrug“ verbannt wurde, bekam die Hindenburg einen legendären Ruf. Bis heute wird der Film gerne auf der Insel gezeigt. Auch die Mannschaft genießt in der Geschichte der Insel noch heute einen besonderen Status. Ludolf (Ludden) Ketelsen fuhr als Capitän. Er war Walfänger, Fischer, Austernzüchter, erster Hafenmeister von Strucklahnungshörn und später der Wirt der „Gaststätte Strucklahnungshörn“, zuletzt „Op de Dieck“. Die Gaststätte war zunächst eine Baracke, die Toilette war ein Eimer, der im Hafen entleert wurde. Die Gastwirtschaft wurde mit der Auflage gebaut, dass es in ihr einen Warteraum für die Fähre gab. Christian Lund war der Maschinist und Ernst August Dethleffsen war Helfer, er hatte immer einen Seesack mit.

Bis Mai 1979 war die H.-J. Kratschke in List auf der Insel Sylt stationiert und wurde der Ersatz der Hindenburg auf Nordstrand, wo das Schiff bis Juli 1996 lag. Das Boot war ein Kreuzer der 19-m-Klasse, der 1969 von der Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder unter Werft-Nr. 6313 erbaut wurde. Die DGzRS-interne Bezeichnung lautete KRS 03. Das Tochterboot Ludje hatte die interne Bezeichnung KRT 03. Das für die Konstruktion der Flotte der DGzRS prägende Boot hatte eine Länge von 18,9 m, eine Breite von 4,3 m und einen Tiefgang von max. 1,25 m.

Verdrängung 30 t

Maschinenanlage

Maschinen-

leistung 830 PS (610 kW)

Höchst-

geschwindigkeit 18 kn (33 km/h

Ab Juli 1996 war die Vormann Leiss auf der Insel Nordstrand stationiert. Ab November 2008 war sie als Nachfolger der Eiswette auf der Station Amrum. Die Vormann Leiss ist ein Seenotkreuzer der 23 m Klasse, ausgerüstet mit allen technischen Erfordernissen für die Seenotrettung, vom kleinen Hospital bis zur Feuerlöschanlage. Das Boot ist 20 Knoten schnell und verfügt über ein kleines, 7 m langes Tochterboot, das vom Heck des Kreuzers aus abgesetzt werden kann.

Der Name des Seenotkreuzers EISWETTE erinnert an die traditionsreiche Bremer Eiswette von 1829, die die DGzRS seit Jahrzehnten mit großzügigen Spenden unterstützt. Das Arbeitsboot NOVIZE ist benannt nach der Bezeichnung für neue Mitglieder der Eiswettgesellschaft.

Der Kreuzer ist eine Neuentwicklung und gehört zur modernsten 20-Meter Klasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Sie wurde als Typschiff von der Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser abgeliefert. Auf ein Wohndeck wurde zugunsten eines leichteren und manövrierfähigeren Schiffstyps bewusst verzichtet. Die 1.232 kW leistende Maschine vom Typ Caterpillar C32 V 12 beschleunigt das Schiff auf maximal 22 kn. Der geringe Tiefgang von 1,30 m ermöglicht ein gefahrloses Befahren unseres Wattenmeers. 2009 wurde das Schiff in Dienst gestellt.

Die 5 Mann Besatzung wohnen an Land beim Hafen Strucklahnungshörn und haben im Wechsel 14 Tage Dienst und 14 Tage frei. Im Jahr werden zwischen 70 und 120 Einsätze gefahren, erfreulicherweise ist die Zahl leicht rückläufig. Im Durchschnitt kommt jede Crew auf gut 5 Einsätze innerhalb der 2 Wochen Dienstzeit. Die Besatzung lebt im Stationsgebäude in unmittelbarer Nähe des Liegeplatzes. Das Gebäude wurde im Jahr 2001 auf dem Parkplatz des Hafens neu errichtet. Von Nordstrand aus sind sieben fest angestellte und sieben freiwillige Seenotretter unter der Leitung von Vormann Ernst Dostal und dem 2. Vormann Stefan Paulsen im Einsatz.