Seit 4 Jahren organisieren die Aktiven des HGV um Robert Brauer die Rungholttage auf Nordstrand. Drei Tage im Zeichen von Sturmflut und Klimawandel. Also trotz des Bezuges zur Vergangenheit eine sehr aktuelle Veranstaltung. Besonderheit ist die Teilnahme von hochkarätigen Referenten.
Eröffnet wurde die Veranstaltung am Freitagnachmittag durch Prof. Dr. Jakubowski-Tiessen, der über die Entwicklung der Sturmfluten an der Nordseeküste referierte. Er mahnte die Teilnehmer, dass bei der jetzigen Entwicklung die Ausweisung von Ausgleichsflächen zur Aufnahme von großen Wassermengen und der Erhöhung der Vorländer zum Schutz der Deiche mehr Bedeutung gewinnen wird.
Danach führte Wolf-Dieter Dey durch das Inselmuseum, das mit dem Rungholtmodell glänzte.
Von der Universität Kiel referierten Dr. Ricklefs und Dr. Vanselow über den Golfstrom. Schon kleinere Veränderungen seiner rechts orientierten Fließrichtung hätten gravierende Veränderungen des Klimas in Nordfriesland zur Folge. Der Golfstrom hat die unfassbare Wärmeleistung von 2 Millionen Kraftwerken. Den Wirbel des Golfstroms in der Nordsee tauften die beiden in Ermangelung eines Namens „Rungholt-Wirbel“. Von 20 cm bis 2 m lauten die Prognosen der verschiedenen Forschergruppen zum Anstieg des Meeresspiegels der Nordsee.
Die Sage der Insel Abalus war das Thema von Dr. Dirk Meier, der eine Idee des Pellwormer Heimatforschers Hellmut Bahnsen aufgriff. Für die Existenz der Bernsteininsel vor Nordfriesland gibt es keinerlei wissenschaftlichen Belege und die wird es auch nicht geben. Die angeregte Diskussion nach seinem Vortrag, an der sich auch der nordfriesischer Heimatforscher Albert Panten beteiligte, zeigte, dass genug Raum für Spekulationen bleibt um interessante Geschichten zu erzählen.
Dr. Oelerich vom LKN hielt einen engagierten Vortrag über den Deichbau auf Nordstrand. Die Tidenströme sorgen für Abtrag und Sedimentation des Wattenmeeres. Vor allen nördlich Pellworm am Rummelloch findet zurzeit ein gravierender Abtrag statt. Der neue Deich auf Nordstrand wird das neue Deichprofil von 1:10 erhalten. Mit 5 Meter Breite am Scheitelpunkt erhält der neue Deich eine Baureserve für zukünftige Generationen, dabei entstehen nur 20% Mehrkosten. Dr. Oelerich lobte die vorbildliche Beteiligung der Gemeinde an den Planungen.
Großen Zuspruch vom Publikum fand die Lesung von Hans-Peter Bögel, der mit seiner hervorragenden Lesestimme die Zuhörer verzauberte. Wolf-Dieter Dey lieferte zu den Geschichten spannende Hintergrundinformationen. Robert Brauer fasste den Abend zusammen: „Das war ein besonderer Höhepunkt!“
Am Sonntagmorgen trafen sich die Gäste, um die Hallig Lüttmoor zu besuchen. Kompetente Unterstützung bekamen die Wattwanderer durch den Föhrer Bürgermeister der Gemeinde Midlum, Helmut Marczinkowski und Dr. Meier. Der bekam viel zu tun, galt es doch, zwei bisher nicht identifizierte Deichfragmente zuzuordnen. Die Deiche wurden südlich der Hallig auf der Höhe der Kirchwarft gefunden. Der größere ließ sich als Stintebüller Deich identifizieren. „Die Übereinstimmung mit den historischen Karten ist verblüffend“, so Dr. Meier. Das weiter östliche liegende Fragment gehört wahrscheinlich zu einem bisher unbekannten Binnendeich. Beeindruckt waren die Teilnehmer von den Resten des Moordeiches, die von Robert Brauer schon auf einer vorherigen Wanderung entdeckt wurden.
Bei so viel live erlebter Archäologie wurde danach dem schmackhaften Mittagessen gut zugesprochen. Das Wetter zeigte den nordfriesischen Sommer von seiner schönsten Seite. Organisator Robert Brauer war rundum zufrieden: „Die Rungholttage sind eine Institution auf Nordstrand geworden.“