Laudatio für den Dipl. Agraringenieur
Hans-Kurt Siem
Seit 2012 vergibt die Rungoltgesellschaft die Ehrung „Siegel von Rungholt“. Auf Initiative von Robert Brauer wird einmal im Jahr diese Replik an Menschen oder Institutionen vergeben, die sich für die Erforschung oder Erhaltung der Kulturspuren von Rungholt oder der Uthlande allgemein verdient gemacht haben. Damit soll der Erhalt bedeutender Kulturgüter in Nordfriesland gefördert werden. Der Preis ist dem Siegel der Edomsharde vor der Flut von 1362 nachempfunden. Rungholt war der Hauptort der Edomsharde. Die Künstlerin Claudia Möller hat eine überzeugende Adaption des historisch bedeutsamen Siegels geschaffen.
Herr Siem ist am 16.01.1944 mit meiner Zwillingschwester im Krankenhaus in Lublin geboren. Nach der Flucht aus Schlesien, mit seiner Mutter und Großmutter, ist er im väterlichen Haus in Kiel aufgewachsen. Nach seinem Schulabschluss machte er eine zweijährige landwirtschaftliche Lehre auf einem Bauernhof im Münsterland und war anschließend in verschiedenen landwirtschlaftlichen Betrieben in England und Schleswig-Holstein tätig.
Dann begann er ein Studium an der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit Aufenthalt in Libyen zur Untersuchung versalzener OasenBöden. Abschluß Dipl. Agraringenieur.
Mitarbeiter und Angestellter am Geologischen Landesamt in Kiel, Abteilung Bodeenkunde. Tätigkeiten u.a.: Wattkartierung Blatt Südfall und Wobbenbüll, Stadtbodenkartierung Kiel und Eckernförde, Bodenbelaatunskataster S-H, Bodendauerbeobachtung, Schwermetall- und Dioxinuntersuchungen S-H.
Nach Auflösung des Geologischeen Landsamtes und weiterer Oberer Landesbehörden als Abteilungen im Landesamt (LUR, später LLUR) in Flintbek tätig. Seit 2009 im Ruhestand.
Im Schwentinentaler Direktwahlkreis 5 stellte er sich 2018 als Kandidat für die Grünen zur Wahl.
Hier im Halligblick auf den Rungholttagen 2016 haben Sie die Bodenkarte von Südfall erklärt. Ob die gefundenen Linien im Wattboden Gräben oder Deiche waren, könne er nicht bestimmen, alter Schilftorf lässt sich nicht von neuem unterschieden. Pflugspuren konnte er nicht nachweisen, aber er ist sicher, dass über Generationen hinweg dort Viehwirtschaft betrieben wurde. Den Beweis für die Existenz von Rungholt konnte er nicht liefern aber er bestätigte, dass um Südfall etwas passiert ist, was nicht die Natur gemacht hat
Für mich war Ihre Karte eine Offenbahrung und ich war entstetzt, sie so spät erst zu Gesicht bekommen zu haben. Sie haben die Rungholtforschung wesentlich belebt und ihr neue Denkrichtungen gegeben. Ihre Karte hat das heutige Bild von Rungholt wesentlich geprägt. Sie ist ein Beleg für die Existenz von Rungholt. Sie hat Rungholt deutlich vergrößert und damit der Meyer Karte inhaltliche Unterstützung gegeben. Sie hat den Südfall Koog und damit den weiteren Deichverlauf erklärt, etwas das bisher völlig offen geblieben ist.
Die Karte postulierte die Lage der Schleuse und sie wurde 2017 durch die Untersuchungen der Mainzer eindrucksvoll bestätigt. Die Karte gibt auch einen Hinweis auf die Art und Weise, wie sich der Untergang von Rungholt abgespielt haben kann, weil sie eine Wehle zeigt.
Sehr geehrter Herr Siem, Ihre Arbeit wird folgenden Generationen von Rungholtfoschern den Weg weisen, weil sie viele Fragen stellt. Der Rungholtgesellschaft ist wichtig, dass Ihre Arbeit in der Zukunft präsent ist und sie genutzt wird. Es geht hier nicht um Beweise, sondern darum, das wichtige Informationen weiter gegeben werden. Ja Herr Siem, Sie haben vielleicht nur Ihre Arbeit gemacht. Aber Ihre Arbeit hat Großartiges bewirkt und wird weiter Großartiges bewirken. Mit den Gedanken die Ihre Arbeit aufwerfen, sie wird nicht am Ende, sondern am Anfang.
Im Namen der Rungholtgesellschaft bekommen Sie heute das Siegel der Edomsharde und werden in die ewige Liste der „Siegelbewahrer von Rungholt“ aufgenommen.
Herzlichen Glückwunsch.