Freitag
Auf Nordstrand wird an diesem Wochenende an Andreas Busch erinnert. Zu Pfingsten im Jahr 1921 am 16. Mai entdeckte der Nordstrander Landwirt die Kulturspuren von Rungholt. Die im Vorjahr vorgesehene 100 Jahrfeier wird in diesem Jahr nachgeholt.
Wolf-Dieter Dey erinnerte in seinen einleitenden Worten daran, dass die Kurverwaltung von Nordstrand auf dem historischem Deichverlauf des Trendermarschkooges erbaut wurde. Im Namen der Organisatoren begrüßte der 2. Vorsitzende des Heimatvereins, Holger Winkel, die zahlreich anwesenden Ehrengäste. Unter ihnen befanden sich viele direkte Nachkommen von Andreas Busch. Für die Gemeinde Nordstrand bedankte sich die Bürgermeisterin Ruth Kruse bei den vielen Ehrenamtlichen, ohne die solche Veranstaltungen nicht machbar wären.
Im Anschluss an ihre Worte, wurde das neue Schild für das „Andras Busch Inselnuseum“ angebracht. 13 Enkel und Urenkel von Andreas Busch stellten sich anschließend für ein historisches Familienfoto unter das Namensschild. Insgesamt hat Busch 18 Urenkel.
In dem folgenden Festakt erläuterte Dr. Uwe Haupenthal den Gästen die Museumslandschaft Nordfrieslands. Besondere Bedeutung haben das Nolde Museum und das Nissenhaus in ihrer für Nordfriesland identitäts stiftenden Architektur. Das Internet wird den Museumsbesuch auch in Zukunft nicht ersetzen können, denn die Geschichte der eigenen Kultur muss mit allen Sinnen individuell erfahren werden. Er regte die Erstellung eines künstlerisch gestalteten Portraits von Andreas Busch an. Bisher gibt es eine Büste in Holz auf Nordstrand im Museum.
Heinrich Bahnsen vom Nordfriesischen Verein erinnerte an den Schutz der friesischen Sprache durch die europäische Sprachencharta. Bürgermeisterin Ute Clausen sagte: „wir sind stolz auf unseren nordfriesischen Jung.“
Bernd Busch bedankte sich im Namen der Familie. Er erinnerte an die Präsenz seines Uropas in der Famile. Sein Interesse an dem „Warum“ ist noch immer sehr verbreitet bei den Nachkommen. Er schilderte, wie gerne Andreas Busch mechanische Geräte zerlegte, um zu ergründen, wie sie funktionieren.
Zum Abschluss wurde Karl-Heinz Ludwigs Visualisierung eines Interviews mit Andreas Busch, aus dem Jahr 1966, gezeigt.
Um 15:00 begann an historischer Stätte der Kirche zu Odenbüll/Nordstrand die Jubiläumsveranstaltung „100 + 1 Jahre Rungholtforschung“. Immerhin ein Ort, an dem sich Rungolter Bürger aufgehalten haben.
Wolf-Dieter Dey erläuterte die von der Archäologischen Gesellschaft geförderten Wandbildem, die wichtige Stationen aus dem Leben Andreas Buschs illustrierten. Nach der namentlichen Begrüßung der Ehrengäste durch den 2. Vorsitzender des Heimatverems Holger Winkel, buchstabierte Pastor Thorsten Wiese einmal durch das Leben des Gemeindemitglieds Busch.
Mit akustischen Effekten und seiner berührenden Stimme erweckte Hans-Peter Bögel das Gedicht „Trutz Blanke Hans“ zum Leben.
Für den musikalischen Rahmen sorgte Rolf Appelles auf seinem Akkordeon mit Remiszenzen an Rungholt.
Für das Archäologisches Landesamt und Archäologische Gesellschaft sprach Frau Birte Anspach. Sie erinnerte an die großartige Rungholtausstellung im Nissenhaus im Jahr 2015. Die aktuelle Forschungskampagne läuft noch bis 2023 und führte zu einer Aufwertung der Kulturspuren Nordfrieslands.
Für die Familie Busch hielt Friedrich Busch eine bewegende Rede. Er zeigte die berühmte Universitätsmedallie im Original und die Zeichnung, die Andreas Busch im Alter 15 zeichnete und die heute Bestandteil der Geschichtsschreibung ist. Er erinnerte an Dr. Dürr, der Andreas Busch versuchte zu diskreditieren und heute zu Recht als Phantast gilt.
Die Bürgermeisterin Nordstrands, Frau Ruth Kruse, lud kurzerhand das Orgateam zum Abendessen ein und kündigte an, dass es mit den Rungholttagen weitergehen wird. Die Bürgermeisterin des Elisabeth-Sophien-Koogs, Ute Clausen hielt es dann kurz, weil der Kreispräsident Manfred Uekermann den Dank des Kreises Nordfrieland überbrachte. Dr. Schmidt vom Nordfriisk Instituut erinnerte an die Grundlagen der Kulturspuren Forschung, die Andreas Busch gelegt hat.
Die Festansprache zum Anlass „100 Jahre Rungholtforschung“ hielt der Autor seiner Biografie, der Nordstrander Hans-Harro Hansen. Er ließ das Leben von Andreas Busch vor den Anwesenden entlang passieren.
Es folgte die Verleihung der Auszeichnung „Siegel von Rungholt“ durch die Rungholtgesellschaft, die durch Cornelia Kost vertreten wurde. Erste Preisträgerin war die Bürgermeisterin Ruth Hartwig-Kruse, Laudator war Manfred-Guido Schmitz, dann folgte Tanja Brümmer M.A., die Leiterin des Museumsverbund Nordfrieslands, Laudator war Hans-Harro Hansen und als dritter folgte der 2. Vorsitzende der Archäologischen Gesellschaft Schleswig-Holstein Peter Portalla, Laudatorin war Cornelia Kost. Ute Clausen übergab mit Cornelia Kost Urkunde und Siegel.
Nach dem obligatorischen Gruppenfoto der Preisträger schloss der 2. Vorsitzende des Heimatvereins, Holger Winkel, nach 2 1/2 Stunden den großen Festakt.
Samstag
Am Samstag begann im Nommsenhaus die 4. Rungoltkonferenz. Ganz traditionell gehörte das erste Wort Albert Panten. Er eröffnete mit dem Vortrag „Rungolter Miszellen“. Er wies auf Matthias Boetius Buch „De Cataclysmo Nordstandico“ von 1622 hin, in dem ausführlich die Verlagerung der Kirchspiele in den Jahrhunderten vor ihm beschrieben wird. Diese Verlagerungen waren die Folgen der zahlreichen Sturmfluten und Deichbrüche. Dörfer erfolgten von Süden nach Norden im Bereich von Rungholt. Er konnte nachweisen, dass es zwischen dem damaligen Südfall und der Trendermarsch einen mittelalterlichen Deich gab. Die Existenz eines solchen Deiches führt zu einer weiteren Deichlinie an der Hever.
Dr. Hans Joachim Kühn ging mit seinem Vortrag durch die Jahrhunderte, die sich durch Funde belegen lassen. Frühe Mittelalterfunde gibt es nur einen im Rungholtgebiet. Das deutet auf eine späte Besiedelung dieses Bereiches hin. Es fanden such keine Spuren von Salztorfabbau im diesem Bereich. Nur 1/5 des Nordfriesischen Watts wurde für Salztorfabbau genutzt. Ursächlich war der Abbau für den Untergang in der 1. Mandränke sicher nicht. Die häufig im Watt zu findenden Torfgräben und rechteckigen Torfstruckturen dienten nicht der Entwässerung, sondern der Bodenverbesserung. Die Gruben sind von den ersten Siedlern errichtet worden, lange vor den Gräben. Die heutigen Halligen sind keine Reste der Mittelalterlichen Siedlungen, sondern sind auf Sturmflutsedimenten von Menschen später errichtet wurden.
Nach dem Mittagessen berichtete Dr. Bente Majchczack vom Wattenmeerprojekt von den aktuellen Forschungen. Benutzt werden als Methoden Marine Reflexionsseismik, Magnetik, ein Sodenroboter und Bohrungen. Eine Untersuchung mit Metalldedektoren förderte fast ausschließlich unidentifizierbaren Schrott zutage. Die Vermessung des Niedammbereiches ermöglichte eine Korrektur der Busch Karte, mit der Folge, dass jetzt die Fluchten der Gräben zum Siel passen. Obwohl die Schleuse durch einen Priel erodiert wurde, lässt sich in der Seismik der durch das Gewicht des Deiches eingedrückte Boden als Eindellung erkennen ist, der sogenannte „Deichstahl“.
Die Konferenz wurde mit Karl-Heinz Ludwigs Visualisierung des Interviews mit Andreas Busch fortgesetzt. Peter Portalla stelle Jürgen Newigs Nachlass vor und Manfred-Guido Schmitz stellte Rungholt in den Zusammenhang von Artefakten.
Sonntag
Der Sonntag begann mit einem Gewitter, das rechtzeitig beendet war. Um 8:15 war das Treffen bei Fuhlehörn, um 8:45 ging es los. Die Kutschfahrt ist 7 km lang und dauerte gute 50 Minuten.
Gunda Erichsen begrüßte die 50 Gäste mit selbstgebackenem Brot und einem kräftigen Frühstück. Harro Hansen erzählte dann etwas zu Andreas Busch Leben. Cornelia Kost zeigte zunächst an der Karte und anschließend auf der Hallig, die Lage der historischen und aktuellen Fundstellen. Um 11:00 ging es mit den Kutschen zurück.
Anschließend führte der amtliche Museumführer Manfred-Guido Schmitz durch das neu benannte „Andreas Busch Inselmuseum“ und weihte es damit ein.
Für die kommende 200 Jahrfeier sind Maßstäbe gesetzt worden.