Mysteriöse Knochenfunde

Bei der Wattwanderung zu den Kulturspuren der 1362 untergegangenen Siedlung Rungholt fanden sich wohlbekannte Gäste ein. Wie schon in vorangegangenen Jahren führte die Archäologische Gesellschaft Schleswig-Holstein eine ihrer Exkursionen dieses Jahr in das Nordstrander Watt. Mit Vorstandsmitglied Peter Portalla fanden sich zahlreiche Mitglieder ein, die fundiertes archäologisches Wissen mitbrachten.

Knochenartefakt



Gut 500m vor der ersten Landmarke, ein im Watt vergessener alter Tonnenstein, meldete sich eine Teilnehmerin und zeigte ein helles Knochenfragment vor, das sie vor 10 Minuten im Watt gefunden hatte. Die erfahrene Nationalpark-Wattführerin Cornelia Kost erkannte schnell, dass es sich nicht um ein historisches Artefakt handelte: „Knochen finden sich immer wieder, sie sind durch die Lagerung im Wattboden dunkel gefärbt. Hierbei handelte es sich um einen Wirbelknochen, der zu einem in jüngerer Zeit verstorbenen Lebewesen gehört.“ Ein anwesender Arzt konnte nicht ausschließen, dass es sich um einen menschlichen Überrest handelt. „Schon aus Pietätsgründen hoffe ich immer, dass es keine Menschenknochen sind, die wir finden,“ so Kost. Eine zufällig anwesende Polizeibeamtin empfahl, den Fund sofort der Leitstelle zu melden. Über 110 wurde die Polizei informiert, mit der eine Übergabe nach der Wattführung vereinbart wurde.

Suchkette



Da sich die Teilnehmerin an die Fundstelle nur ungefähr erinnern konnte, veranlasste die Polizeibeamtin auf dem Rückweg im Fundgebiet eine Suchaktion, an der sich die Teilnehmer der Wattführung beteiligen konnten. Es wurde eine 50 m lange Suchkette gebildet, um den Wattboden gründlich nach weiteren Knochenspuren abzusuchen. Etwas makaber war die Aktion schon für alle Beteiligten, befand man sich doch unvermittelt auf Leichensuche, selbst wenn nicht feststand, ob es Menschenknochen waren. Tatsächlich konnte im Fundzusammenhang mutmaßlich eine Rippe gefunden werden. Diese wurde sorgfältig dokumentiert, per GPS eingemessen und von der Beamtin professionell mit einem Fundbeutel gesichert.

Unterwegs wurde die Leitstelle kontaktiert, um den Ankunftszeitpunkt zu übermitteln. So warteten zwei Polizisten schon auf die Rückkehrer und konnte die Funde in Empfang nehmen. Dabei wurden Zeugenaussagen und Funddaten aufgenommen und die Knochen zur kriminaltechnischen Untersuchung gebracht.